„Da oben haben wir die Krankenhausbetten hin- und hergeschoben!“ Florian Steinbiss steht auf dem Schulhof der Otto-Kühne-Schule und zeigt in Richtung Fassade. Früher, in den siebziger Jahren, ging er selbst als „Pädaner“ durch die Flure. Jetzt ist er wieder am „Tatort“ – als Regisseur. …Den langen Gang im ersten Stock ließ Steinbiss dafür zum Krankenhaus umgestalten. Was in der Sieben-Minuten-Sequenz passiert, will Steinbiss nicht genau verraten. Nur soviel: Jemand wird eingeliefert und wieder befreit. Dass jemand in diesem Film durchdreht, ist allerdings nicht verwunderlich. Schließlich taucht nicht alle Tage ein Neandertaler wieder auf. Wie das? „Tja, eine Zeitreise“; meint Steinbiss lakonisch bei einer Pressekonferenz, die er kurzerhand auf den Schulhof verlegt hat. Mit vor Ort sind vier junge, bestens aufgelegte Schauspieler. Ihren Frotzeleien nach zu urteilen, sind sie immer noch am Set der turbulenten Comedy. …Milton Welsh zitiert derweil lauthals den Spruch auf der Päda-Fassade:“Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang“ – na, das macht doch richtig Lust auf Schule.“ Doch verdankt Steinbiss seiner Penne noch mehr. „Meine journalistische Laufbahn hat hier begonnen, mit zehn Jahren. Ich habe Artikel für den „Pädanten“ geschrieben. Später studierte er Psychologie. Braucht man das fürs Filmen? „Mir hilft´s manchmal“, sagt Steinbiss mit einem Augenzwinkern in Richtung seiner Darsteller, die mal eben eine Lovestory improvisieren. „Zwischen uns hat´s gefunkt“, witzeln Welsh und Kirsten Hesse. „Ist ja toll, dass ich das jetzt erfahre“, spielt Struffolino den Beleidigten. Dann ertönt die Pausenklingel, Schüler strömen auf den Schulhof: „Breakdance für alle!“ röhrt Milton Welsh mit knarriger Stimme. …Hoch überm Rhein spielt die Eröffnungssequenz, ein windiger Deal zwischen Medienhaien spielt sich hier ab. Und dem Kabarettisten Norbert Alich hat Steinbiss die Rolle von Otto Klein, Direktor eines Wasserpumpenwerks, direkt auf den Leib geschrieben. Einmal darf er sogar eine Arie aus der „Zauberflöte“ singen.

 

Bonner General-AnzeigerMathias Nofze